Agorismus / Counter-Economics

Agorismus / Counter-Economics

Wortherkunft

Der Begriff wurde vom libertären Philosophen Samuel Edward Konkin geprägt, stammt von dem klassischen griechischen Wort Agora und bezieht sich auf einen offenen Ort für Versammlungen und Märkte in der Polis (= antike griechische Stadtstaaten).

Abgrenzung zur aktuellen Begriffsdefinition:

Im etatistischen Mainstream wird der Agorismus als Schädigung der Gemeinwirtschaft deklariert. Mit anderen Worten: Schwarzarbeit oder Schwarzmärkte schadeten der Gesellschaft und seinem Wesen.

Als Sklave eines Systems, in dem man Steuern für die Gemeinwirtschaft zu zahlen gezwungen wird, setzen wir dieser Begriffsdefinition die Gedanken Konkins entgegen:

Das Ziel des Agorismus ist die Agora. Die Gesellschaft des offenen Marktplatzes, so frei von Diebstahl, räuberischem Überfall und Betrug, wie es menschenmöglich ist. Das ist die freieste mögliche Gesellschaft, die Menschen erreichen können. Und nur in einer freien Gesellschaft kann jeder Einzelne von uns subjektive Bedürfnisse erfüllen und den eigenen Werten folgen, ohne die Werte anderer mit Gewalt und Zwang zu bedrohen.

Agorismus ist die Praxis, sprich das Umsetzungsmittel der Gegenökonomie und der mit dieser Praxis verbundenen Ideen, sich gegen den Zwang und die Willkür eines Staates mit friedlichen Mitteln zu wehren.

Intension Konkins:

Konkin erkannte, wie viele Libertäre, dass wir seit Beginn der Geschichte in einem Herrschaftssystem leben. Dem entgegen steht die Erkenntnis der Naturgesetzgebung, in der der Mensch das unveräußerliche Eigentum an seinem Körper besitzt.

So schrieb Mises: „Die Geschichte des Westens ist im Wesentlichen die Geschichte des Widerstandes gegen die Übergriffe der Amtsinhaber“.

Nicht ein Kollektiv, sondern das Individuum entscheidet über sein Leben. Denn wenn ihm der Selbstbesitz nicht gestattet ist, gibt es, in den Worten des Sozialphilosophen Hans-Hermann Hoppe, lediglich zwei weitere Möglichkeiten:

Die kommunistische, sprich: universelles und gleiches Eigentum am Anderen, oder das Eigentum einer Gruppe an einer anderen und somit ein System der Herrschaft einer Klasse über eine andere.

Auf dieser Erkenntnis basiert unter anderem Konkins Manifest, in welchem er darlegt, dass ein politisches Parteiensystem immer zu einem Zwangsmonopol führt!

Was ist falsch an einem Zwangsmonopol?

Ein Zwangsmonopol behauptet von sich der Einzige zu sein, der das Recht habe, bzw. Recht sprechen dürfe. Unter Anarchie herrscht Gleichberechtigung. Niemand hat Gewalt- oder Gerichtsbarkeitsmonopole. Streitbeilegungsverfahren werden als Schiedsverfahren bezeichnet. Anarchie wird gegründet, wenn man den Staat zugunsten eines freiwilligen Systems umgeht und der Staat verkümmert.

Die wichtigsten Merkmale des Agorimus:

Widerstand gegen das Parteiwesen

Agorismus unterstützt keinerlei politisches Engagement unter Mitwirkung politischer Parteien, als Übergangslösung zur Anarchie mit einem freien Markt. Auch die Methoden liberaler Parteien sind nicht kompatibel mit dem Agorismus, da sie auf Zwang basieren!

Freiwilliges Zusammenwirken nach dem Marktprinzip

Der Agorismus ist prinzipiell gegen politische Wahlen und Reformen. Viel mehr wird die Notwendigkeit betont, außerhalb des politischen Systems Strukturen zu schaffen, mit denen eine freie Gesellschaft erreicht werden kann.

Dazu gehören Ausbildung und Information, Alternativwährungen, Unternehmertum, Selbstversorgung, ziviler Ungehorsam und, nach Meinung von Konkin und weiterer Libertärer, unbedingt die Gegenwirtschaft.

Viele Anarcho-Kapitalisten und Voluntaristen sind praktizierende Agoristen. Es gibt keine definitive Grundsatzerklärung von einem maßgeblichen Vordenker des Agorismus, da der Agorismus per Definition dezentralisiert und nicht hierarchisch ist.

Die Gegenwirtschaft

Die Gegenwirtschaft ist die Summe aller gewaltfreien Handlungen, die vom Staat verboten sind. Sie umfasst den freien Markt, den Schwarzmarkt, Untergrundwirtschaft, alle Arten zivilen Ungehorsams, verbotener gemeinsamer Tätigkeiten und alles andere, was der Staat verbietet, kontrolliert, reguliert, besteuert oder mit anderen Abgaben belegt.

Die Gegenwirtschaft begreift sich selbst als die Summe aller Handlungen, die staatlichem Zwang entgegensteht und darüber hinaus den sogenannten „roten Markt“ ausschließt, der durch Diebstahl und Gewalt bestimmt ist und der das Individuum durch feindliche Handlungen schädigt. Übrig bleibt ein direkter Handel „über den Tresen (engl.: over the counter)“. Das oberste Dogma lautet Freiwilligkeit.

Zwischenziel und Zielsetzung

Konkin beschreibt im jetzigen, etatistischen System die logische Konsequenz, dass die Bürger, die mittels einer politischen Wahl ihre eigene Verantwortung abgeben, fortan in Unmündigkeit wandeln. Mit ihnen kann keine Stimme gegen den Staat und für einen freien Markt gewonnen werden. Dies liegt daran, dass eine Mehrheit unmündiger Etatisten eine Minderheit derjenigen, die in der freien Marktwirtschaft tätig sind, abstrafen. Die Politik, bzw. unsere parlamentarische Demokratie greift dieses Mehrheitsthema mit populistischem Opportunismus auf und gewinnt zu Lasten derer, die das gesamte System finanzieren!

Der Agorismus stellt mit seiner Handlungslogik eine Form des zivilen Ungehorsams dar, der es dem Individuum erlaubt, profitablere Erträge ohne Steuern und Regulierungen zu erzielen. Dadurch erhält man automatisch geringere Kosten und die Chance auf höhere Rentabilität.

Diese Handlung erfolgt mit der Zielstellung den Staat, als Zwangsmonopolisten in seinem Wesen zu reduzieren und seine Funktionen in dezentralisierte Institutionen aufzulösen. Ein Kernaspekt ist hier das „Austrocknen des Bürokratie-Sumpfes“.

Agorismus im Hier und Jetzt

Mit Kryptowährungen wie Bitcoin, wurde das Geldmonopol des Staates angegriffen, in dem ein dezentrales Zahlungsnetzwerk entstanden ist, das es erlaubt, ohne staatliche Eingriffe und Kontrollen, Transaktionen durchzuführen.

Diese Technologie ermöglicht den Agorismus ohne die Gefahr staatlicher Repressalien, Zwangspfändungen oder Steuerabgaben, da das Praktizieren in der Anonymität stattfindet.

Wer Widerstand gegen einen Staat, der seine Bürger als Mittel zum Zweck betrachtet und sie durch Zwang degradiert, ausüben und gewaltlosen, aber profitablen Widerstand praktizieren möchte, für den ist Agorismus das Mittel der Wahl!

Zwang ist in jeder Form ineffizient und bringt immer schlechtere Ergebnisse hervor als ein freiwilliges Zusammenwirken.

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Andreas Tank
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