- Artikel
- 23. Januar 2021
Digitaler Euro: Warum Staaten jubeln und der Mensch leidet
Die Geldmenge in den USA und EUropa kennt nur noch eine Richtung: nach oben. Mehr als 14,5% ist die Geldmenge M1, also die Menge an Bargeld und Ersparnissen mit sofortiger Zugriffsmöglichkeit, laut Angaben der Europäischen Zentralbank im November 2020 gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Im Vergleich zum venezolanischen Bolívar zugegebenermaßen noch eine geringe Ausweitung, aber auch nicht untypisch für eine Währung, die aus dem Nichts erschaffen wird.
Durch diese Inflation droht auch die Gefahr der Steigerung der Güterpreise. Ob weiterhin hauptsächlich die zur Wertanlage dienenden Assetklassen wie Immobilien, Aktien und Edelmetalle von dieser Preissteigerung betroffen sein werden, oder ob sie sich auch in den Preisen für Güter des täglichen Bedarfs widerspiegelt, bleibt noch offen.
Staaten finanzieren seit Jahrzehnten ihre Ausgaben für Kriege, „großzügige“ Wahlgeschenke, ineffiziente Bürokratie und ihre eigene Entschuldung nicht nur durch Steuern den Raub an der Bevölkerung, sondern auch durch die Ausweitung der Geldmenge, und damit wiederum auf Kosten der „einfachen Leute“, Sparer und Steuerzahler. Des Weiteren richten sie durch die Manipulation des Zinses durch die Zentralbanken massiven Schaden an, und das für alle Menschen, die ihrem Geldmonopol unterworfen sind. Niedrige Zinsen haben Vorteile für Staaten und Großunternehmen. Sie können teure Kredite durch günstigere abzulösen und sich somit entschulden. Auf der anderen Seite stehen die Menschen, für die es sich nicht mehr lohnt zu sparen oder deren Ersparnisse durch Negativzinsen bedroht werden. Daraus lässt sich ein Trend ableiten. Anstatt sein Geld zurück zu legen, wird dies lieber sofort ausgegeben. Wenn das Geld des Sparers keine positiven Zinsen mehr einbringt und durch die Inflation eher entwertet wird, hat dieser keinen Anreiz dies langfristig anzulegen. Ergebnis daraus sind nicht nur Umweltbelastung, sondern auch das Unterlassen von Alters- und Krisenvorsorge. Der Konsum steigt und Zukunftsinvestitionen gehen zurück.
Um nun zum digitalen Euro zu kommen, müssen wir uns vorab die bestehenden Vor- und Nachteile des Bargelds für die Kontrahenten Herrscher und Beherrschter vor Augen führen. Den Begriff Kontrahenten verwende ich bewusst, da die Vorteile für den Beherrschten oft ein Nachteil für den Herrscher sind und vice versa.
Für den Anwender ist es von Vorteil, wenn sein Tauschmittel allgemein akzeptiert, portabel, haltbar, homogen, teilbar, formbar, erkennbar und wertstabil ist. Auch Anonymität, Zensurfreiheit und Unkonfiszierbarkeit von Geld wird in übergriffiger werdenden Staaten immer wichtiger. Betrachten wir nun die Banknote in unserem Portemonnaie, werden wir feststellen, dass nur noch wenige dieser Eigenschaften auf sie zutreffen. Die europäische Währung ist immerhin noch allgemein akzeptiert. Am Beispiel des venezolanischen Bolívar können wir aber erkennen, dass sich dies schnell ändern kann. Portabel, einigermaßen haltbar, homogen und erkennbar ist sie auch. Was durch den Wegfall von Gold und anderen Edelmetalle als Geld bereits entfiel, ist die Teilbarkeit, die Formbarkeit und vor allem die Wertstabilität, wie oben durch Inflation und hohe Zeitpräferenz – dem Vorzug des sofortigen gegenüber dem zukünftigen Konsum – bereits belegt wurde. Doch wie sieht es mit der Anonymität, Zensurfreiheit und Unkonfiszierbarkeit aus? Auch diese Qualitäten von Geld erfüllt die gedruckte Banknote heute noch. Anonym und zensurfrei lässt sich auch immerhin noch einkaufen. Die Unkonfiszierbarkeit hängt maßgeblich davon ab, wie gut man sein Geld verstecken kann, ist aber nicht gänzlich unmöglich. Sie wird jedoch durch die Entwertung durch die Inflation nachteilig beeinflusst. Daher kann man hier nur einen halben Punkt für die Euro Note geben, der nur voll wäre, wenn es keine Ausweitung der Geldmenge oder Währungsreformen geben würde.
Wenn wir uns nun in den Kopf der Herrscher hineinversetzen, sind uns einige dieser verbliebenen Vorteile natürlich ein gewaltiger Nachteil. Wir können schwerlich Negativzinsen einführen, da ein Bankrun die logische Folge derer wäre. Genauso kann nicht überwacht werden, mit wem und wie die Beherrschten mit anderen Menschen Handel treiben. Die physische Portabilität, die Anonymität, die Zensurfreiheit und die Unkonfiszierbarkeit stehen uns im Weg, wenn wir kontrollieren wollen, wer mit wem zu welchen Bedingungen handelt, wer wofür sein Geld ausgibt und wie gut wir darauf zugreifen können, wenn wir es als notwendig erachten etwas umzuverteilen bzw. zu enteignen. Uns als Herrscher sind also die verbleibenden Vorteile von gedruckten Banknoten ein gehöriger Dorn im Auge.
Kommen wir nun endlich zum digitalen Euro. Auch wenn die Europäische Zentralbank versucht ausdrücklich zu betonen, dass sie nicht beabsichtigt eine Mauer zu errichten das Bargeld abzuschaffen, ist ihre Argumentation eher schwach. Als Hauptargument für den digitalen Euro fällt ihr nur die komfortable, bargeldlose Zahlung ein. Diese haben wir bereits seit Jahrzehnten durch Kredit- und EC-Karten. Somit kann sie kein gutes Argument für die Einführung eines digitalen Euro liefern. Angeblich soll der sogenannte E-Euro parallel zum Bargeld bestehen. Doch öffnet selbst dieser Parallelbestand Tür und Tor für die in Zukunft vorgeblich begründbare Abschaffung des Bargelds. So könnte im Falle des Vertrauensverlust in Banken, drohende Enteignungen oder Negativzinsen ein Bankrun stattfinden. Dem wäre entgegenzutreten, indem man statt Bargeldauszahlungen nur noch Auszahlungen in die digitale Brieftasche zulässt. Diese kann aber ebenso enteignet und mit Negativzinsen belastet werden. Weiter ist denkbar, dass politische Gegner oder ungehorsame Individuen aus dem Zahlungsverkehr ausgeschlossen werden, indem man ihnen einfach ihre digitale Geldbörse für einige oder gar alle Zahlungen sperrt. Man denke da an das chinesische Social-Credit-System. Was an Qualität des Geldes dann noch verbleibt ist lediglich die allgemeine Akzeptanz und die Erkennbarkeit. Die Akzeptanz wird auch nur dadurch gewährleistet, dass der E-Euro das einzig zu akzeptierende Zahlungsmittel sein wird. Die Erkennbarkeit, welche ursprünglich nur die Echtheitsprüfung des Geldes durch Käufer und Verkäufer gewährleisten sollte, wird durch die Einsicht des Staates erweitert. Diese macht den Verwender maximal Transparent. Der Staat erkennt also die Interessen, politischen Gesinnungen und andere Verhaltensweisen der Nutzer und kann diese zu deren Nachteil missbrauchen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, das von elf Qualitäten, die gutes Geld haben sollte, einzig die Erkennbarkeit und die Homogenität bestehen bleibt. Damit steht Staaten nichts mehr im Weg. Es kann und wird meiner Meinung nach zu einer vollständigen Transparenz gegenüber dem Staat kommen, was wir mit unserem Geld machen, wo es gelagert ist, ob wir Edelmetalle oder Bitcoin erworben haben, uns das Wochenende mit einer Escort Dame versüßt haben, oder einfach nur welche Eissorte wir bevorzugt kaufen. Was zurecht an Treuepunkte-Systemen wie Payback und Co. kritisiert wird, ist dann der Grundzustand, dem sich niemand mehr entziehen kann. Zudem sind Enteignungen und Entwertungen bis zum vollständigen Verlust der Kaufkraft, bis hin zum politisch motivierten Ausschluss aus dem Zahlungsverkehr möglich. Ob und wie sich der Bürger diesem System entziehen kann, möchte ich bei Interesse in einem weiteren Artikel klären.
Mich interessiert nicht, wer die Gesetze macht, solange ich das Geld kontrolliere. Amschel Mayer Rothschild
Artikel für Interessierte: